Krachende Clotheslines, Stunts aus schwindelerregender Höhe und unvergessliche Storys die einen Woche für Woche vor dem Fernseher fesselten, so ist das WWE-Universum vielen in Erinnerungen geblieben. Ebenso vermochte die Evolution des Wrestling-Genres auf den verschiedensten Plattformen diesen Zauber einzufangen. Nachdem die Fortschritte in den vergangenen Jahren ausblieben, nimmt die Serie »WWE2k« mit dem neusten Teil einen erneuten Anlauf um an diese glanzvolle Zeit anzuknüpfen. Ob dies gelingt, werdet ihr in diesem Test erfahren.
Bei einem ersten Blick auf die harten Fakten, fällt auf, dass das Spiel, wie bereits in den Vorjahren, wieder mit sehr vielen Wrestlern ausgestattet ist. Unter den rund 200 spielbaren Charakteren befinden sich neben den Stars des aktuellen Rosters unter anderem auch Wrestler aus der Entwicklungsliga (NXT) oder Hall-of-Famer des Wrestling-Business. Die hohe Anzahl kommt auch durch eine Vielzahl an verschiedenen Versionen eines Wrestlers zustande. Daneben besteht noch genug Freiraum um eigene Wrestler zu erstellen. Ebenso sind wieder eine große Anzahl an Moves in das Spiel integriert.
Das Spiel bietet auch in diesem Jahr wieder einen umfangreichen Editor. So können z.B. Superstars, Intros, Wrestling-Moves oder Arenen selbstgestaltet werden. Leider ist dies nur, im Vergleich zu den früheren Versionen, gar nicht mehr so einfach möglich, da man die gewünschten Items erst einmal freischalten muss (Grundausstattung ist vorhanden). Man kann mit verdienten Punkten, durch z.B. gewonnene Matches, sich neue Pakete mit unterschiedlichen Wertigkeiten kaufen. So stehen einem erst nach und nach mehr Items zur Verfügung um seinen Superstar unter anderem neu einzukleiden, eine andere Frisur zu verpassen oder einen cool Signature-Move zu spendieren.
Setzt man alle verdienten Punkte in Pakete um, kann das mit unter eine nicht unerhebliche Zeitspanne in Anspruch nehmen. Wartet man auf einen bestimmten Move, kann das schon ziemlich lange dauern oder man schaltet diesen direkt mit erspielten Punkten frei. Allerdings zu einem etwas höheren Kurs. Zusätzlich kann der Spieler noch DLC-Pakete mit weiteren Superstars oder anderen Bonifikationen käuflich erwerben. Zu diesem Thema gibt es ja bekanntlich zwei Sichtweisen.
Wir sehen uns im Ring
Begibt man sich anschließend ins Gefecht, dann fallen einem sofort einige neue Matchtypen ins Auge. Darunter befinden sich unter anderem 5-Man Matches, Hell in a Cell 3 vs. 3 Tag Team Match und Four-Way Tornado Tag. Aus meiner Sicht bleiben inzwischen, was diesen Punkt betrifft, nicht mehr viele Wünsche offen. Mir persönlich würde im ersten Moment einzig im Bereich der Tag Team-Matches die Möglichkeit eines klassischen Four-Way Tag Team-Matches fehlen.
Die Präsentation der Superstars beim Einzug in den Ring ist gelungen, wobei die Detailverliebtheit mit abnehmender Bekanntheit der Wrestler abnimmt. Ansonsten fallen die grafischen Veränderungen im Spiel nicht wirklich ins Auge. Wrestler mit langen Haaren stellen noch häufiger ein Problem bei der Animation dar. Dabei zeigen insbesondere andere Sportspiele, wie man es besser machen kann. Grafikbugs treten nach wie vor auf. Gefühlt allerdings nicht mehr mit der gleichen Intensität wie im Vorgänger. Ebenso wirken die Bewegungen deutlich flüssiger und auch die Kollisionen haben ein Upgrade im Vergleich zum Vorjahr erfahren. Hier macht sich die Arbeit der Entwickler bemerkbar, die eine Vielzahl von Animationen überarbeitet haben.
Das Kampfgeschehen wirkt überaus lebendig und es macht Freude den Treiben zu zusehen. Allerdings wirkt das umher laufen der Wrestler teilweise etwas planlos und man vermisst eine tiefergehende Strategie hinter dem Verhalten. Es regiert eher das Prinzip „Auge um Auge und Zahn um Zahn“. Bündnisse oder eine Zusammenarbeit zwischen Freunden oder ein bekriegen von Feinden findet einfach nicht statt. Insbesondere in einem Tag-Team Matches vermisst man das koordinierte Vorgehen der Tag-Team Partner.
Apropos Strategie: Versuchte man in der Vorgängerversion noch jeden Schlag oder jede Aktion vom Gegner mit dem richtigen Timing zu kontern, so wurde diesem nun ein wenig der Riegel vorgeschoben. Jedem Wrestler stehen zu Beginn eines Matches nur noch eine gewisse Anzahl an Kontermöglichkeiten zur Verfügung.
Diese regenerieren sich zwar mit der Zeit, doch der Spieler muss seine Konter nun teilweise mit Bedacht einsetzen um in eventuell entscheiden Momenten immer noch handlungsfähig zu sein. Der Referee ist weiterhin ein kleines Ärgernis, dieser lässt sich nach wie vor ausknocken, allerdings ist die Zeit, die dieser an Boden verbringt so gering, dass man keine Möglichkeit hat auch nur eine unfaire Aktion mit einem Gegenstand auszuführen. Dadurch könnten die Charakteristika (Face oder Heel) der Superstars noch deutlich besser betont werden. Optisch wissen die Zuschauer zu überzeugen, aber deren Akustik hört sich teilweise wie ein schlecht besuchtes Bezirksligaspiel an.
Meine Karriere, WWE-Universe oder Show-Case Modus?!
Im Karriere-Modus erstellt man zunächst seinen eigenen Superstar (Auswahl zwischen fünf Kampfstilen) und dann beginnt die Reise von den Niederungen der Wrestling-Welt in den Wrestling-Olymp. Die Geschichte wird sehr unterhaltsam erzählt und ist nicht völlig vorhersehbar. Immer wieder tauchen neue Wendungen auf. Hin und wieder wird die Geschichte etwas langatmig und wirkt an den Haaren herbeigezogen, aber das vermindert den Spielwert in keinem Fall.
Schade ist, dass die Story sehr linear aufgebaut ist und man eigentlich keine Möglichkeit hat sich selbst zu entfalten oder Aktionen zu planen. Von diesem Stadium ist das Spiel generell aktuell noch sehr weit entfernt. Für mehr tiefe Sorgen in jedem Fall die vertonten Auftritte der Superstars, dahin gegen wirken die Backstage genutzt Dialogfelder etwas antiquiert. Positiv hervorzuheben ist, wie im gesamten Spiel, die Ladezeiten sind nun wieder deutlich benutzerfreundlicher.
Zurück im Spiel ist der Show-Case Modus. Dabei taucht man in die Rolle von Daniel Bryant und spielt zwölf seiner wegweisenden Matches nach. Dieser Modus beinhaltet umfangreichen Videomaterial und wirkt ein wenig wie eine Dokumentation. Für Fans von Daniel Bryan bietet der Modus sicher einen Mehrwert und für alle anderen ein paar nette Nebeninformationen.
Das WWE-Universe könnte etwas lebendiger gestaltet sein. Im Grunde werden immer wieder Matches angesetzt, die nur bedingt nachvollziehbar sind. Genauso wie die Ranglisten Veränderungen der Wrestler in den Powerrankings. Insgesamt muss die Gestaltung und das drumherum für einen höheren Widerspielwert verbessert werden. Die geführten Dialoge im WWE-Universe werden weiter in Dialogboxen dargestellt. Was aus meiner Sicht auch völlig legitim ist, da eine vollständige Vertonung einfach nicht im Bereich des Möglichen liegt. Aber durch einige Zusatzfeatures könnte man dem gesamten Modus etwas mehr tiefe Verleihen. So wäre z.B. eine Möglichkeit, dass eine Bewertung der simulierten Kämpfe und eine Bewertung der Gesamtshow erfolgt.
Als Ergebnis daraus könnten Einschaltquoten ermittelt werden und es gilt bestimmte Vorgaben der TV-Sender oder Sponsoren zu erfüllen. Oder man geht den Weg mit einer Konkurrenzliga, den man im Karrieremodus gegangen ist. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Des Weiteren würde den Modus eine umfangreichere Statistik und nachvollziehbare Ranglisten mit der Kampfbilanz guttun. Der neue Turm-Modus richtet sich an die Spieler die ausschließlich Online unterwegs sind. Es bestehen im Grunde verschiedene Pfade (Türme) und man muss innerhalb eines Pfades eine bestimmte Anzahl an Matches bestreiten und diese z.B. auf eine bestimmte Art und Weise gewinnen.
Fazit
Festzuhalten ist, dass die neue Version der WWE2k-Serie nicht perfekt ist. In jedem Fall haben die Macher des Spiels, im Vergleich zum Vorjahr, einen Schritt nach vorne gemacht und das Spiel macht deutlich mehr her, als nur ein Roster Update zu sein. Alte Schwächen, wie immer mal wieder auftretende Clipping-Fehler, konnten nicht vollständig beseitigt werden und die Grafik bewegt sich im Großen und Ganzen auch immer noch auf dem Niveau des Vorjahres. Aber das Spiel macht durch die Reduzierung der Ladezeiten wieder deutlich mehr Spaß. Was sich in einem deutlichen Anstieg der Kurzzeitmotivation bemerkbar macht. Um die Langzeitmotivation aufrecht zu erhalten, muss an den Inhalten des Spiels, aus meiner Sicht, noch ordentlich gearbeitet werden. Da im Vergleich zu anderen Sportspielen langfristige Ziele oder Anreize nicht wirklich bestehen und aus den bestehenden Grundgerüst zu wenig Profit geschlagen wird.