[aesop_content color=”#606569″ background=”#FFFFFF” columns=”2″ position=”none” imgrepeat=”no-repeat” floaterposition=”left” floaterdirection=”up” revealfx=”off”]Urban Empire ist eine echte Überraschung. Eine schöne Überraschung. Warum? Weil der Bürgermeister-Simulator ein wohl äußerst sträflich vernachlässigtes Genre ist. Wir sind es ja gewohnt, unsterbliche Herrscher riesiger Weltraumimperien oder zumindest autokratisch totalitäre Präsidenten kleiner Karibikinseln zu sein. Wir kommandieren alles, von Weltraumflotten bis Lamas, und genießen dabei vor allen Dingen eines: Dass unser Wort Gesetz ist. Aber vielleicht ist es ja mal schön, ein wirklich demokratisch legitimierter Herrscher zu sein. Vielleicht möchten wir ja mal ein Parlament haben, das uns Steine in den Weg legen kann und uns unsere Pläne durchkreuzen kann. Und vielleicht ist es schön, dass Wahlen uns wirklich aus dem Amt hieven und ein „Game Over“ bescheren können, ohne dass wir wie „El Presidente“ die „fehlerhaften“ Wahlergebnisse „korrigieren“ können. Meine kleinen Rückgriffe auf die „Tropico“-Reihe sind an dieser Stelle nicht nur sprachliche Spielerei, denn Kalypso Media steht als Publisher sowohl hinter der „Tropico“-Reihe, als auch hinter der neuen Marke „Urban-Empire“. Spielerisch ist Tropico mehr ein Städtebau-Simulator und Urban Empire geht als Bürgermeister-Simulator bzw. Städte-Herrschaft-Simulator durchaus seinen eigenen Weg, aber das Zielpublikum dürfte sich stellenweise überlappen. Denn Urban Empire dreht sich auch um Politik und den Aufbau einer Stadt. Die Nuancen und die Perspektive sind dabei allerdings etwas anders.

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Familiendynastien durchlaufen die Epochen

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Urban Empire legt Nachdruck auf die Familiendynastien. Es gibt vier verschiedene Dynastien, die unterschiedliche Schwerpunkte haben. Die konservativen „von Pfilzens“ oder die progressiven „Sant Elias“ erlauben es den Spielern, eigene politische Vorstellungen in das Spiel zu projizieren, wenn sie das wünschen (oder einfach nur das schönste Familienwappen zu wählen). 200 Jahre lang hat man Zeit, die eigene Dynastie zu formen. Vom Zeitalter der Industrialisierung über die Zeit der Weltkriege in die Moderne hinein navigiert man die eigene Familie durch fünf verschiede Zeitalter. Das Spiel erlaubt es den Spielern, auch direkt in einer späteren Epoche zu starten. Wer bei einem Namen wie „von Pfilzens“ hellhörig wird und einen deutschen Fokus des Spiels vermutet, liegt nicht ganz falsch. Die eigene Stadt befindet sich in Swarelia, einer fiktiven Provinz der Habsburger Donaumonarchie (Österreich-Ungarn). Das ist vielleicht nicht ganz so exotisch wie eine Karibikinsel, aber durchaus mal ein angenehmer „Tapetenwechsel“. Obwohl der Schauplatz vorgegeben ist, können Spieler trotzdem gewisse Anpassungen vornehmen, wie z.B. den Stadtnamen und auch die Benennung der Stadtbezirke/Stadtteile. Bei Spielbeginn hat man eine Auswahl von Karten, das heißt auch bei mehrmaligem Durchspielen baut man in unterschiedlichen Landschaften sein Städtchen.

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Stadtteile

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Interessant ist das Konzept der Stadtteile. Anstelle, dass man wie in Sim City oder Tropico jedes Gebäude und jede Straße selber baut, geschieht das in Urban Empire automatisch. Man wählt die Größe und den Standort eines Stadtteils und Wohngebäude und Straßen werden von alleine gebaut. Das sorgte anfangs für eine gewisse Portion an Skepsis. Ist das nicht zu einfach? Hat der „Casual“-Hammer hier wieder zugeschlagen? Nicht unbedingt. Bei Erstellung des Stadtteils können gewisse Einstellungen vorgenommen werden. Die Höhe der Wohngebäude wird definiert und so entscheidet sich, ob es ein nettes Viertel mit Einfamilienhäusern oder Wolkenkratzern (im späteren Spielverlauf mit fortschreitender Technologie) gibt. Urban Empire nimmt an dieser Stelle dem Spieler immer gleiche Bauprozesse ab. Zusätzlich gilt die automatische Baufunktion nur für die Wohnhäuser und Straßen. Alle besonderen Gebäude wie z.B. Schulen, Krankenhäuser, Polizeiwachen, Bahnhöfe, Häfen etc. müssen nach wie vor manuell gebaut werden. Interessant ist auch, dass diese Gebäude Unterhalt kosten und ein skalierbares Budget haben. Das erinnert erneut an Tropico, in dem Gebäuden ein Budget zugewiesen werden konnte. Urban Empire macht mit dem Bausystem einen Balanceakt zwischen Komfort und Spieltiefe. Dem vereinfachten Bauen von Wohngebäuden und Straßen steht ein anspruchsvolles System bei den besonderen Gebäuden gegenüber. Dieses System mag nicht allen Spielern zusagen. Insbesondere Spieler, die das Spiel mit der Erwartungshaltung eines reinen Stadtbau-Simulators kaufen oder derlei Komfortfunktionen nicht gutheißen, könnten sich vor den Kopf gestoßen fühlen. Nun muss man dem Marketing von Urban Empire zugute heißen, dass es klar Werbung macht mit dem Slogan: „City Ruler statt City Builder“. Auf diese Weise werden Missverständnisse (hoffentlich) vermieden.

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Der Stadtrat

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Der Stadtrat nimmt einen wichtigen Platz im Spiel ein. Die vorher erwähnten Stadtteile und besonderen Gebäude können nämlich nicht einfach nach eigenem Gutdünken gebaut werden. Wann immer diese Objekte platziert werden, sind sie im Prinzip nur als „geplante Objekte“ platziert. Bevor diese wirklich realisiert werden, muss der Stadtrat zustimmen. Und hier wird es interessant! Je nach Epoche sind drei bis sieben Parteien im Stadtrat, welche man für das Projekt begeistern muss. Bevor die eigentliche Abstimmung geschieht, erhält man im Stadtrat eine Art Stimmungsbild, dass einem vorhersagt, wie die Parteien (vermutlich) stimmen werden. Jetzt hat man noch etwas Zeit, um vor der eigentlichen Abstimmung die Parteien zu beeinflussen. Nehmen wir an, eine Schule ist geplant. Die Liberalen sind begeistert und werden dafür stimmen. Bei den Konservativen und den Nationalen muss dagegen erst mal etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das kann geschehen, indem Parteimitglieder zu einem Abendessen eingeladen werden, Versprechungen gemacht werden oder die eigene politische Macht (in Form der Quasi-Währung „Prestige“) genutzt wird, um ein Machtwort zu sprechen. Nachdem nun die demokratische Entscheidungsfindung abgeschlossen ist, kommt es zur Abstimmung und nach der Abstimmung wird das geplante Objekt realisiert (oder halt auch nicht)! Dieses System wird nicht nur für Baumaßnahmen, sondern auch für Erlasse und Steuern genutzt. Später im Spiel soll es sogar möglich sein, dass unser kleines Swarelia seine Unabhängigkeit erklärt. Dann kann aus dem Stadtrat wohl ein richtiges Parlament werden.

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Ereignisse und Technologie

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Damit es nicht nur bei reinem Städtebau und Politik bleibt, hat Urban Empire einen Forschungsbaum spendiert bekommen. Mit der Zeit werden dort neue Gebäude und Edikte freigeschaltet, damit aus dem verschlafenen vorindustriellen Nest auch wirklich die glänzende Metropole wird, die man sich erträumt hat. Interessant ist, dass die Bildung der eigenen Bevölkerung anscheinend Einfluss auf die Forschung nehmen kann. Je mehr Schulen gebaut werden und je größer das Budget der Schulen, desto höher der Bildungsgrad der Bevölkerung und desto besser die Forschung. Zusätzlich gibt es in dem Spiel zwischen 800 und 1.000 Ereignisse, die das Leben als Bürgermeister ausschmücken und Entscheidungen abverlangen. Wie geht man z.B. mit einem Kritiker um? Macht man ihn mundtot oder lädt man ihn zum Gespräch ein? Diese Entscheidungen führen teilweise auch zu Artikeln in der Tageszeitung und natürlich möchte man in den Medien gut da stehen. Das Ereignissystem ist interessant und erzeugt Immersion. Es bleibt aber abzuwarten, ob sich bei mehrmaligem Durchspielen die Ereignisse nicht zu sehr wiederholen werden.

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Persönliches Fazit

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Urban Empire erscheint mir wie der ambitionierte Versuch, Bürgermeister-Simulationen aus der Urzeit der Computerspiele wiederzubeleben. Anstelle aber einen puren Bürgermeister-Simulator zu liefern, hat man sich für eine Hybridvariante aus Bürgermeister-Simulator und Stadtbau-Simulation entschieden. Die Rechnung könnte aufgehen, wenn der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität der politischen Entscheidungsfindung nicht zu leicht und nicht zu schwer sind. Schön ist auch, dass Urban Empire mit seinen verschiedenen Karten und verschiedenen Familien klar darauf ausgelegt ist, wieder gespielt zu werden. Aber werden beim erneuten Durchspielen die Zeitungsartikel und Ereignisse immer noch überraschen können oder schon abgenutzt sein? Wie hoch wird der Wiederspielwert sein? Insgesamt begrüße ich sowohl die Idee als auch das Szenario, welche hinter Urban Empire stehen. Das Spiel zielt auf die Befriedigung ab, eine Stadt wachsen zu sehen und gleichzeitig ein Gefühl politischer Ränkespiele zu liefern. Der Spieler einmal nicht als absoluter Diktator, sondern als demokratischer Politiker. Ein angenehmes Konzept! Urban Empire macht einen guten Ersteindruck und scheint ein Rückgriff auf eine Zeit zu sein, in der Spiele mehr mit inneren Werten als mit Michael Bay-Action Spieler fesseln wollten. Die Stärke von Urban Empire liegt klar in seinem Konzept und nicht in seiner Grafik und Anpassung an den Mainstream. Wer (so wie ich) das Gefühl hat, dass es mehr hochwertige Strategiespiele mit interessanten Konzepten geben sollte, wird an Urban Empire nicht vorbeikommen und sollte den 20. Januar im Auge behalten. Das ist der aktuelle Erscheinungstermin.
Ersteindruck: GUT
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Unser Redakteur Florian gehört zu der Gruppe Spieler, die in ihrer Jugend die allerersten Gehversuche der Spieleindustrie mit "Pong "auf dem Atari, dem Commodore C 64, oder dem ersten Sim City miterlebt haben.

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