GAIN Magazin

Ivan’s Jahreshighlights 2015 – Back to the roots

Kennt ihr das, wenn man sich mit zunehmendem Alter auf alte Werte und Traditionen besinnt? Nein, ich auch noch nicht! Obwohl ich sagen muss, dass das vergangene Jahr für mich ganz im Zeichen dieser Rückbesinnung verlief, zumindest was das Gamen angeht.

Ich fühle mich fast ein bisschen konservativ, wenn ich das schreibe, aber mein Herz kann nicht schweigen, ich muss eine Lanze brechen für die alten Klassiker, die Juwelen, welche mich im vergangenen Jahr viele Stunden lang unterhalten und in faszinierende Welten eintauchen liessen. So sehr, dass mir die ganzen Neuerscheinungen, darunter auch Highlights wie Fallout 4, nicht mehr als ein wohlwollendes Lächeln abgerungen haben. Hier also sind sie, meine Gaming Jahreshighlights 2015:

POSTAL 2

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Leute anpinkeln, Katzen rumschmeissen, Milch aus dem Laden holen: Wenn ein Game einem so verrückte Möglichkeiten bietet, braucht man keine Drogen mehr. POSTAL 2 ist ein einziger verrückter Trip, von der ersten bis zur letzten Minute. Politisch korrekt oder irgendwie geschmackvoll ist an diesem Shooter gar nichts, dafür umso spassiger. Und neben alledem ist das Spiel auch technisch einwandfrei gemacht.

Natürlich ist die Grafik des Spiels um einen psychopathischen Loser, der sich nur „Dude“ nennt, in die Jahre gekommen und natürlich wirkt das Gameplay teilweise altbacken, aber die Möglichkeiten, originellen Einfälle und das einzigartige Setting machen daraus eines jener mythischen Games, von denen man auch noch in 100 Jahren voller Ehrfurcht reden wird. Und das vollkommen zurecht. Lasst uns darauf ein paar Kätzchen durch die Luft schmeissen!

Baldurs Gate 2 – Enhanced Edition

Hätte ich diesen Meilenstein der Rollenspiele ein paar Jahre früher gefunden, wäre ich wahrscheinlich bis heute eine bleiche Jungfrau, die ihre Tage an der virtuellen Schwertküste verbringt. Und was das beste an der ganzen Sache ist: Es würde mir nicht mal etwas ausmachen. Baldurs Gate 2 war, ist und wird für alle Zeiten, und ich sage das voller Überzeugung, der Inbegriff des Rollenspiels sein. Der Umfang allein ist überwältigend. Schon nur das Durchspielen des zweiten Teils der Reihe, von dem ich hier rede, ist nichts weniger als ein Lebenswerk. Wenn ich auch noch den ersten Teil hinzuziehe, der übrigens auch episch gut ist, müsste man seinen Computer mit in den Himmel nehmen.

Tatsache ist, dass ich in den mittlerweile nun schon 27 Jahren meines Lebens bei keinem Rollenspiel jene Liebe zum Detail, jene Handlungsmöglichkeiten, intelligenten und vielschichtigen Dialoge, vor allem aber jene erzählerischen Fähigkeiten gefunden habe, wie sie einem Baldurs Gate 2 bietet. Von Beginn an, wenn man aus dem Kerker eines grössenwahnsinningen Magiers ausbrechen muss, ist man gefangen im Spiel, von den Charakteren, die einen begleiten, ihren Sorgen, Hoffnungen, man sieht, wie sie immer stärker werden, sieht sie in dunklen Höhlen und bunten Wäldern an seiner Seite kämpfen und irgendwann kullert einem eine Träne über das Bäckchen, wenn man einen dieser Begleiter gehen lassen muss. Wenn einfarbige Leinwände Kunst sein können, dann ist Baldurs Gate 2 weit mehr als Kunst – es ist ein Meisterwerk, so ähnlich wie die Deckenmalereien in diesen Kathedralen der Renaissance!

Crusader Kings 2

Der jüngste Spross in meiner HALL OF FAME ist das Mittelalter-Strategiespiel aus der Schmiede von Paradox. Und wenn ich Paradox erwähne, muss mehr eigentlich nicht gesagt werden. Seit Jahren werfen die Entwickler aus dem Norden ein Strategiespiel nach dem anderen auf den Markt und jedes einzelne davon ist derart gut gelungen, dass man meint, die dort oben hätten ihre Seele dem Teufel vermacht, um das hinzukriegen. Tatsächlich aber ist es so, dass die Spiele von Paradox, also auch Crusader Kings 2, harte Arbeit sind – echtes, knallhartes Management, Politisieren und Taktik.

Man braucht Zeit, bis man drin ist und die ganzen Mechaniken versteht und wenn man meint, es sei so weit, wird der eigene mittlelalterliche Feudalstaat schon von den Armeen des Nachbars überrollt und man darf seine grössenwahnsinnigen Ambitionen von Neuem beginnen. Auch dieses Spiel hat mich unzählige Stunden meines Lebens gekostet und vielleicht, ja vielleicht, werde ich das dereinst auf dem Sterbebett bereuen.

Wahrscheinlicher aber ist, dass ich es bereuen werde, mir keine Zeit genommen zu haben, diesen einen Fürsten auszulöschen, dem ich meine Schwester zur Frau gegeben habe und der sie dann wegen Ehebruchs hinrichten liess. Crusader Kings 2 ist eben ein Spiel, das aus einem Jungen einen Mann macht.

In diesem Sinne, liebe Mitgamer: Besinnt euch der alten Werte! Oder, etwas cooler und massentauglicher ausgedrückt: Back to the roots!

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