Filmlizenzen haben in der Welt der Videospiele bereits zahlreiche Achterbahnfahrten hinter sich. Die Anzahl an miesen Umsetzungen im Vergleich zu gelungenen Titeln ist erschreckend gering. Schaut man allerdings etwas genauer hin, dann gibt es durchaus spaßige Vertreter zu entdecken. Der Publisher Outright Games hat sich zuletzt mit »Adventure Time«, »Ben 10« oder auch »Paw Patrol« an Spielen zu TV-Serien versucht. Mit »Hotel Transsilvanien: Monster über Bord« wurde sich jetzt an eine spielerische Umsetzung zum dritten Animationsfilm der beliebten Reihe rund um Dracula, Mavis und ihren Freunden gewagt. Für wen dieser Titel gedacht ist und ob es sich hier letztendlich um einen Hit oder eine weitere Lizenzgurke handelt, verraten wir euch im Test.
Hotel…was?
Hotel Transsilvanien ist ein 3D-Animationsfilm aus dem Jahre 2012, ein zweiter Teil folgte 2015 und in diesem Jahr erschien der dritte Teil namens »Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub«. Die Filme erzählen unterschiedliche Geschichten von Dracula, dem Besitzer des besagten Hotels, welches als Rückzugsort für Monster dient. Schließlich brauchen auch die schrecklichsten Kreaturen einmal eine Auszeit von der menschlichen Zivilisation.
Im dritten Teil geht es um das Dasein als Single von Dracula, der seit dem Tod seiner Frau Martha keine neue Liebe gefunden hat. Zur Aufmunterung bucht seine Tochter Mavis eine Kreuzfahrt, wo er die nötige Abwechslung und möglicherweise auch eine neue Lebensgefährtin finden kann. Allerdings befinden sich auch Besucher mit schlimmen Absichten an Bord, sodass der geplante Urlaub schnell zu einer Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse wird.
Spiel zum Film oder Film als Spiel?
»Hotel Transsilvanien: Monster über Bord« erzählt die Geschichte des dritten Films weiter und ist keine Nacherzählung des Abenteuers auf dem Kreuzfahrtschiff. Ein mysteriöser Sturm hat Dracula, Mavis und den Rest der Truppe an die sogenannten »Verlorenen Inseln« gespült. Als Spieler habt ihr jetzt die Aufgabe alle Freunde wieder zu vereinen. Während der Rettungsmission nutzt ihr einzigartige Fähigkeiten gegen Feinde und sammelt geheime Schätze ein. Doch um welches Genre handelt es sich bei dem Spiel zum Film? Die Entwickler sind durchaus mutig und liefern einen strategisches Puzzle-Action-Titel ab, der am ehesten mit »Pikmin« oder »Overlord« vergleichbar ist.
Anfangs habt ihr die Wahl zwischen Dracula oder seiner Tochter Mavis als Spielcharakter und schnell trefft ihr auf die sogenannten Impa. Es handelt sich hier um eure neuen Freunde, denen ihr im weiteren Spielverlauf diverse Befehle erteilen könnt, um im Level voranzukommen. Die Auswahl eurer Spielfigur hat letztendlich neben den Dialogen also keine großartigen Auswirkungen und dient ausschließlich eurer persönlichen Vorliebe. Die Impa-Variationen besitzen verschiedene Fähigkeiten und so können die Frankenimpa beispielsweise Hindernisse zerstören. Auch eine Kombination der insgesamt vier unterschiedlichen Impa-Typen ist für die Lösung einiger Rätsel notwendig.
Ein weiteres interessantes Feature ist auch die begrenzte Zeit pro Level. So habt ihr lediglich 10 Minuten zur Erkundung verfügbar und werdet mehrmals an bereits besuchte Orte zurückkehren. Vor allem Spieler, die jeden Winkel der Karte nach sammelbaren Schätzen absuchen möchten, müssen sich darauf einstellen. Denkt man aber an die Geschichte und vor allem unsere Protagonisten, dann wird einem schnell klar, dass wir es hier mit Vampiren zu tun haben, die sich tagsüber natürlich nicht draußen aufhalten.
Das Gameplay auf den drei besuchbaren Inseln wird nach dem abwechslungsreichen Anfang mit Lernfaktor leider sehr repetitiv und man sollte keine großen Überraschungen erwarten. Die englische Sprachausgabe gibt sich Mühe den Humor der Filme in das Spiel zu transportieren, aber leider handelt es sich hier nicht um die gleichen Synchronsprecher. Da im Film bekannte Personen wie Adam Sandler oder Selena Gomez den Charakteren ihre Stimmen leihen, ist dies entsprechend eine knifflige Aufgabe. Solltet ihr der englischen Sprache nicht mächtig sein, dann könnt ihr der Handlung mit den deutschen Untertiteln folgen.
Richtig oder falsch?
Was die Grafik und den Sound betreffen, so wird schnell klar, dass hier nur ein begrenztes Budget für den Titel zur Verfügung stand. Die Animationen wirken steif, die Steuerung etwas unpräzise und große Abwechslung an Melodien sucht man ebenfalls vergeblich. Auf der anderen Seite bleibt die Frage an die eigenen Erwartungen. Für mich persönlich als Fan der sehr unterhaltsamen Filme steht der Humor im Vordergrund. Leider trübt das sich stets wiederholende Gameplay den Spielspaß mehr und die Entscheidung ein Strategiespiel abzuliefern ist für mich fragwürdig. Warum? Ich sehe als Zielgruppe die Liebhaber der Filme sowie ein junges Publikum, welches letztendlich Hand an diese Spieleumsetzung legt. Ein Zeitlimit und ein eher komplexes strategisches Genre einzubinden sind für mich No-Gos. Dennoch ziehe ich meinen Hut für diesen Mut!
Fazit
»Hotel Transsilvanien: Monster über Bord« ist eine Wundertüte von einem Spiel. Meine Erwartungen an einen bunten Plattformer wurden komplett über den Haufen geworfen und so fand ich mich letztendlich in einem Strategiespiel mit Zeitlimit wieder. Dieses Spiel wird sicherlich polarisieren, da es sich um ein sehr spezielles Genre handelt. Nichtsdestotrotz hatte ich auch spaßige Momente mit den humorvollen Charakteren der Serie und bin froh, dass Lizenzspiele weiterhin auf dem Markt erscheinen. Wer das Franchise mag und Lust auf eine neue Spielerfahrung hat, der kann durchaus zugreifen.