Derzeit scheint es Telltale gut mit uns zu meinen. Nach „The Walking Dead“ und „Wolf Among Us“ gibt es nun mit Borderlands und Game of Thrones zwei weitere Telltale-Serien die uns mit ihrem ganz eigenen Stil begeistern wollen. Gelingt dies auch mit der namhaften „Game of Thrones“ Lizenz?
Im Schatten der Roten Hochzeit
Die Geschichte beginnt im Schatten der Roten Hochzeit und wird aus der Sicht mehrerer verschiedener Helden des Hauses Forrester erzählt. Die Forrester sind Gefolgsleute des Hauses Stark und werden ebenfalls zum Aderlass gebeten. Womit wir auch schon beim Thema sind. Genauso wie die Romanvorlage und die HBO Fernsehserie ist man auch bei diesem Spiel nicht unbedingt geizig mit Tod und Gewalt. Zumindest die Krähen haben reichlich zu fressen. In diesem Sinne sei das Spiel niemandem empfohlen der sehr zart besaitet ist, aber das ist ja jedem bekannt, der schon mal ein Telltale Spiel gespielt hat.
Es ist eine mutige Entscheidung von Telltale, ein eigenes Haus zu kreieren und es ganz klar in Beziehung mit den anderen Häusern zu setzen, welche aus den Vorlagen bekannt sind. Haus Forrester hat nicht nur eine klare Verbindung zum Haus Stark, sondern trifft auch andere Häuser wie z.B. Haus Lannister in Gestalt von Cersei und Tyrion Lannister.
Und es macht durchaus Spaß das „eigene“ Haus in Verbindung mit den großen Häusern zu wissen und an Intrigen und Kämpfen der Eisenthron-Welt teilzunehmen. Telltale hat den Charme der Vorlage durchaus geschickt eingefangen obwohl die Engine von Telltale wirklich langsam mal ein größeres Update vertragen könnte. Der dichten Atmosphäre tut es keinen Abbruch. In den Gesprächen ist man stets gefordert, muss häufig unter Zeitdruck antworten geben und in vielen Gesprächen fühlt man sich als würde man durch ein verbales Minenfeld taumeln.
Telltale ermutigt einen im Prinzip dazu im eigenen Kopf Rollenspiel zu betreiben und sich tief mit den Charakteren und der Situation zu identifizieren. Die Gespräche und die Inszenierung packen und die Angst der Helden des Hauses Forrester, von denen es fünf Stück geben soll, ist wirklich greifbar.
Von den fünf Helden des Hauses spielt man in der ersten Episode „Iron on Ice“ drei. Einen Knappen, eine Kammerjungfer in „Kings Landing“ und den jungen Lord des Hauses. Alle drei haben ihren eigenen Charme, wobei mir das spiel mit der Kammerdienerin und dem Lord am meisten Spaß gemacht hat, weil man mit ihnen ganz tief in die Intrigen und Ränkespiele der Welt eintauchen kann. Das Gespräch mit Regentin Cersei und ihrem Bruder war wirklich interessant, aber brandgefährlich.
Bekannte Stärken, bekannte Schwächen
Im Prinzip hat Game of Thrones die gleichen Stärken und Schwächen, die auch schon anderen Telltale Spiele haben. Die Immersion ist gewaltig und man fühlt sich, als spielt man eine grafisch hochwertige Visual Novel und alles erscheint unglaublich real und man zerbricht sich – sofern man Zeit dafür hat – über jede Entscheidung die man zu treffen hat den Kopf. Bis das man später realisiert, dass die eigenen Entscheidungen wenig Konsequenzen haben. Auch die Quick-Reaction Tests ändern egal ob man sie besteht oder nicht, häufig nichts am Endergebnis und muten wie „Beschäftigungstherapie“ an.
An einer Stelle kämpft unser Knappe mit einem Gegner. Man muss Reaktions-Tests für den Knappen machen und wenn sie nicht geschafft werden passiert einfach etwas das den Gegner trotzdem tötet. Das ist natürlich ziemlich inkonsequent. Was im Kleinen übersehen werden kann stört im großen Rahmen dann massiv. Ohne zu spoilern sei gesagt, dass das Ende der ersten Episode eines Game of Thrones würdig ist und einen massiv schockt. Das Problem dabei ist, dass die Entscheidungen die auf dem Weg zu diesem Ende getroffen werden nichts am Ausgang ändern. Das Argument, dass Telltale ja nicht für jede Entscheidungen einen kompletten eigenen Story-Pfad aufmachen kann, weil es dann unzählige Enden gäbe ist irgendwo richtig, aber kann man nicht wenigstens gewisse verschiedene Nuancen schaffen? Sobald man halt realisiert, dass die Entscheidungen erstmal nichts am Endergebnis ändern reduziert das den Wiederspielwert der Geschichte doch massiv oder zumindest der Spannungsfaktor leidet darunter.
Irgendwie erinnert Telltale an alte Abenteuer-Spiele Bücher wie „Einsamer Wolf“ oder die „Fighting Fantasy“ Bücher. Dort konnte man häufig an einem Weg rechts oder links abbiegen und kam dann am Ende doch zum gleichen Punkt, da es einfach nicht möglich war mehr verschiedene Pfade einzufügen.
Natürlich sind diese Probleme schon von anderen Telltale Games bekannt, aber trotzdem stört die Tatsache, dass viele Entscheidungen Illusion sind massiv. Telltale hat inzwischen viele verschiedene profitable Serien produziert. Vielleicht wird es langsam Zeit, dass eigene Konzept zu erweitern.
Fazit
Telltale hat mich zwei Stunden lang, sehr gut mit der ersten Episode unterhalten. Ich musste Gespräche führen, kämpfen und auch Todesfallen entkommen und schwierige politische Entscheidungen, sowohl hausinterne als auch externe, treffen. Das Flair der Serie und der ganzen Game of Thrones Reihe mit ihrem kalten morbiden Charme wurde gut eingefangen. Auch die Figuren der Serie sind wieder zu erkennen und wurden perfekt getroffen.
Und doch…
es stört mich massiv das viele Reaktionstest nur zu existieren scheinen, damit der Spieler nicht vergisst, dass er keinen Film sieht, sondern eigentlich ja ein Spiel spielt. Die Illusion von Entscheidungen reduziert den Wiederspielwert und ich frage mich ob es letzten Endes überhaupt mehr als nur ein Ending geben wird. Dazu ist die Engine nun doch langsam in die Jahre gekommen und bräuchte ein größeres Update.