Nach Projekt CARS bedient Bandai Namco endlich auch die aktuelle Konsolen-Generation mit einem Formel 1-Spiel. Wir haben das aktuelle Game auf der PS4 angespielt und klären, ob die Formel 1 in der Next-Generation angekommen ist.
Die Enttäuschung vor rund 9 Monaten war bei den Formel 1-Fans groß, denn Bandai Namco veröffentlichte F1 2014 nur für die alten Konsolen bzw. für den PC und ließ die Next-Gen Konsolen außen vor. Mit F1 2015 holt der Publisher das nun nach und liefert die aktuelle Saison zum Spielen. Wer lieber mit Sebastian Vettel im Red Bull fahren will, kann auch die letztjährige Saison Spielen, denn es wurde auch die 2014 Saison mit ins Spiel integriert.
Alles besser?
Die ersten Runden in F1 2015 fühlen sich deutlich besser an als beim Vorgänger, denn Codemasters hat am Fahrgefühl gearbeitet und es überarbeitet, wie für ein V6 Turbo mit viel Drehmoment, entgleitet uns das Heck bei Kurvenausfahrt bei zu hastigem Gaspedal treten von der Strecke, doch dank der überarbeiteten Fahrphysik, können wir das Heck durch wegnehmen des Fußes vom Gaspedal gekonnt auf der Strecke halten. Bei aktivierter Traktionskontrolle und ABS geht das ganze natürlich von ganz allein, ohne das man sich da ausprobieren muss, aber dadurch geht viel von der Formel 1 Atmosphäre flöten.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass der Entwickler Codemasters eine neue Engine (EGO-Engine 4.0) benutzt, diese wurde für die aktuellen Konsolen und PC optimiert wurde. Die Engine leistet solide Arbeit inklusive hübschen Funkenflug, wenn die Rennboliden über Bodenwellen donnern, sowie Hitzefilmmern aus dem Heck. Dagegen spart die Engine an den doch sehr detailarmen Seitenspiegeln und dem Schadensmodell, selbst bei schweren Unfällen, passiert mit den Wagen kaum was. Auch die neue Präsentation, inklusive Siegerehrung und Box, wirkt zu leblos und hölzern und ist somit noch ein gutes Stück weg von der TV-Präsentation.
Wie ein F1 Fahrer
Damit unser einer sich auch wie ein Formel 1-Fahrer anfühlt, wurde versucht die Atmosphäre eines Rennwochenendes bestmöglich einzufangen. So wird uns beim Einstellen des Setups in er Box, ein Tablet vom Mechaniker gereicht, oder aber beim Rausfahren auf die Strecke die Heizdecken von den Reifen abgenommen usw., kleine Rempler oder Zusammenstöße auf der Rennstrecke werden von unserer KI-Figur mit einer ausgestreckten Hand und der typischen “Was-machst-Du-Da”-Gestik begleitet. Das lässt uns schon ein wenig in die Haut einer Fahrers schlüpfen und erzeugt eine gute F1-Stimmung.
Die Soundkulisse tut dafür ihr übriges, die Motoren heulen beim Rennstart auf, wenn auch nicht so laut wie zu V8 oder V10 Zeiten, der Turbo pfeift beim schalten und selbst beim Mauerkuss mit dem Rad, quietschen diese an der Mauer entlang.
KI
Angenehmen überrascht waren wir von der Gegner-KI, diese fährt fair, wenn auch teilweise ein wenig zu aggressiv. Längst verlorene Plätze gibt die KI nicht ohne Kampf auf, was Machmal echt zu einem Problem wird, denn die KI lässt oft den “Platz zum Überleben” nicht und meint nicht bremsen zu müssen, wenn wir die Nase vorn haben. Dadurch entstehen unnötige Unfälle. Nettes Detail: werden auf der Piste gelbe Flaggen durch den Unfall geschwenkt, so blinkt die Leuchtleiste des Dualshock-4-Controllers in der entsprechenden Farbe.
Was uns negativ aufgefallen ist, besonders beim Start verhält sich die KI ziemlich verhalten, da wo sonst die meisten Plätze in einem Formel 1 Rennen gewonnen werden, fahren fast alle wie an einer Schnur angereiht nacheinander in die Kurve. Da hätten wir uns eine aggressivere Form der KI gewünscht.
Rotstift vs. Neuerungen
Leider hat Codemasters auch den Rotstift angesetzt und einiges, was es beim Vorgänger gab, gestrichen. So entfällt der Karrieremodus komplett und wird auch nicht per Patch nachgereicht, sondern erst in F1 2016 eingebaut, sehr zum Ärger der Fans. Des Weiteren fehlt das Safety Car, ein Classic-Modus und auch der beliebte Splitscreen Multiplayer fehlt. Schade. Wo Codemasters lieber den Rotstift ansetzen hätte sollen, wäre beim Kommentator, Heiko Wasser. Immerhin hört man die Stimme nur kurz vor und nach dem Rennen.
Das einige Elemente aus dem Spiel entfernt wurden, ist sicherlich mit dem Release-Datum zu erklären, denn dieser ist, nicht wie sonst üblich, nach der Formel 1 Saison, sondern mittendrin. Codemasters selber begründet es, dass einige Elemente den eigenen Ansprüchen nicht gerecht gewesen waren, eine schwache Ausrede.
Trotz des Rotstifts, hat das Spiel auch einige Neuerungen erhalten. So wurde ein Pro-Season-Modus nur für Profis eingefügt: Keine HUD, vorgeschriebene Cockpitperspektive, kein Zurückspulen nach Crashs sowie weitere Beschränkungen sollen die Profis fordern.
Neu dabei ist auch die Funk-Kommunikation mit der Box an der Mauer, mit der man sogar per Sprachsteuerung kommunizieren kann. Das lästige am Gamepad fummeln um Fragen zum Rennen und der Strategie zu stellen entfällt. Leider reagiert die Boxen-KI nicht auf das Wetter, bei Regen will man uns trotz Allwetter-Reifen und Position 3, bei nur noch wenigen Runden zu fahren, an die Box schicken und uns neue Reifen aufziehen. Das wird auch ständig per Funk wiederholt und das Runde für Runde.
Fazit
Bandai Namco liefert für die aktuellen Konsolen ein soliden Formel 1-Einstand. Die neue Grafik-Engine schmückt sich mit schönen und detailreichen Rennwagen und netten kleinen Details á la Funkensprühen. Dennoch hätten wir da mehr erwartet, das Schadensmodell sowie die Animationen der Fahrer wirken immer noch recht dürftig. Diese kleinen „Mängel“ macht aber das verbesserte Fahrgefühl der Boliden wieder wett, sowie die immer noch sehr gute Soundkulisse.
Die Rad-an-Rad Duelle mit unseren KI-Kollegen machen viel Spaß und können sich sehen lassen, denn diese fahren oft aggressiv und oft fair. Wer Projekt CARS schon besitzt, bekommt mit F1 2015 keinen großen spielerischen Mehrwert, für alle die darauf gewartet haben, können bedenkenlos zugreifen und sich auf die Jagd nach der Weltmeisterschaftskrone machen.