GAIN Magazin

Civilization VI: Gathering Storm – Kritik (PC)

Seit Valentinstag 2019 wüten Tornados in meinen Stadtvierteln, Staubstürme legen meine Steinbrüche lahm und Hochwasser fluten meine Häfen: Die neueste Erweiterung des bekanntesten Rundenstrategiespiels der Welt bringt Naturkatastrophen mit sich. Bisher beinhaltete »Sid Meier’s Civilization VI« nur eine Katastrophe: Sein ereignisloses Endgame, in dem außer Krieg zu führen nichts zu tun war. Jetzt schlägt die Natur bis zur letzten Runde zurück und stiehlt mir auch gerne einmal den Sieg, wenn mein Raumschiffhafen kurz vor dem Raketenstart im Meer versinkt. »Civilization VI: Gathering Storms« gibt Fans fast alles, was sie sich von einer zweiten Erweiterung gewünscht haben.

Zum Glück demoliert der Vulkanausbruch nur das Universitätsviertel und keinen wertgeschätzten Teil der Gemeinschaft.
Zum Glück demoliert der Vulkanausbruch nur das Universitätsviertel und keinen wertgeschätzten Teil der Gemeinschaft.

Erderwärmung und Endzeitstimmung

Vorbei die Zeit, in der die Karte, auf der sich die Spielpartie abspielt, nur eine tote Kulisse mit einigen verstreuten Bonbons war. Wenn ich in »Gathering Storms« eine Kohlemine anlegen will, überlege ich mir zweimal, ob ich das neben einem aktiven Vulkan tue. Gehe ich das Risiko ein, könnte ich beim nächsten Ausbruch zwar mit völliger Zerstörung gestraft, aber auch mit fruchtbarer Vulkanasche belohnt werden. Aus den Trümmern meiner Mine wird so schnell eine prächtige Terrassenfarm. Überhaupt ist das viel gesünder, als Kohle zu fördern, denn auch der Klimawandel hat Einzug ins Spiel gehalten: zu viel CO2, akkumuliert von allen Spielern auf der Karte, und die Küstenlinie verschiebt sich ins Landesinnere. Dämme und Flutwehre können dem zwar Einhalt gebieten, doch was einmal versunken ist, bleibt unrettbar zerstört. Und bis die schwächste Nation den Küstenschutz erforscht hat, kann die fortschrittlichste schon längst die Umwelt zerstört haben.

Gegen unverbesserliche Schmutzfinke hilft der neue Weltkongress, der die Nutzung von Öl, den Bau von Atomkraftwerken oder den Handel mit Erzen einschränken kann. Der Kongress stellt leider gleichzeitig das am wenigsten gelungene Feature von »Gathering Storms« dar. Der neu eingeführte diplomatische Sieg funktioniert weniger gut als noch im Vorgängerteil und die ständigen Resolutionen über unwichtige Handelsembargos und religiöse Streitereien nerven ziemlich. Ich kann keine Entscheidung aussitzen, wenn sie mich eigentlich nicht betrifft. Aber wenn ich es recht bedenke – das gehört zum Führen einer Nation wohl einfach dazu.

Gegen Flusshochwasser helfen zwar Dämme, der fruchtbare Schlamm an den Ufern kann aber auch Vorteile bringen.

Fazit

»Gathering Storms« ist ohne Frage die beste Version von »Civilization VI«. Wo die erste Erweiterung »Rise & Fall« nur versuchte, Unzulänglichkeiten des Hauptspiels mit halbgaren Mechaniken zu kompensieren, ergänzt das zweite Addon logische neue Features und macht aus dem bisher langatmigen Endgame einen gleichwertigen, spaßigen Teil der Spielerfahrung. Die komplette Version von »Civilization VI« geht zwar bisher mächtig ins Geld, aber mit einem ordentlichen Rabatt oder in der früher oder später erscheinenden Complete Edition hat sich »Sid Meier’s Civilization VI« den Titel des besten 4X-Spiels mittlerweile redlich verdient.

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