Lange bevor mal als abgebrühter Endzeitheld in 3D durch postnukleare Landschaften schritt und gute und weniger gute Taten vollbrachte, tat man dies in der guten, alten Zeit, lange bevor es auch die AfD gab, aus der isometrischen Perspektive im mittlerweile gealterten Vater der modernen Fallout-Reihe: Dem Klassiker Fallout 2, den wir euch in unserer neuen Reihe “GAIN back to the roots”, vorstellen möchten.

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Same, same but different

Fallout 2 hatte bereits, ausser der Grafik, sämtliche Qualitäten, die man aus den modernen Fallout-Games kennt: Eine unglaubliche Handlungsfreiheit, kaum Grenzen bei der Optimierung seines Charakters und einen – leider immer wieder unterschätzt oder übersehen – äusserst gehaltvollen Humor. So beginnt man das Spiel als Angehöriger eines halb verwilderten Menschenstammes, der sich nach dem atomaren Desaster eine neue Gesellschaftsform, die unübersehbar angelehnt an die Ureinwohner Nordamerikas ist, in der Einöde aufgebaut hat. Weil aber die Welt auch Jahre nach der Katastrophe unaufhaltsam vor die Hunde zu gehen scheint, Regenfälle und Ernten ausbleiben, droht dem eigenen Stamm die Auslöschung. Und da kommt der Protagonist ins Spiel. Schon hier kann man sich, selbstverständlich, für Geschlecht, Alter, Name und verschiedenste Attribute der Spielfigur entscheiden.

Hat man den Geburtsprozess hinter sich, wird man in guter Rollenspielmanier auf die virtuelle Welt losgelassen und verdient sich seine ersten Sporen, indem man wirklich undankbare Aufgaben erledigt, beispielsweise fleischfressende Pflanzen aus Nachbars Gartenbeet entfernt. So ist das nun mal: Als frischgebackener Weltenretter ist man das Mädchen für alles und holt erstmal die Kartoffeln aus dem Keller, während die Welt um einen herum in Flammen steht.

Dass man jung, unerfahren und von niederem Stand ist, hallt in Fallout 2 auch sehr lange nach: In der ersten Siedlung, die man als Held auf seiner Odysee – der Suche nach dem legendären Garten-Eden-Erstellungskit – bereisen kann, wenden sich die Bewohner einer Ruinenstadt abschätzig von einem ab, weil man lediglich ein wilder Primitivling aus der Einöde ist. Das ist heftig und macht das Spiel für heutige Vergleiche gleich zu Beginn ungewohnt zäh, genau wie auch die unglaublich schwer zu meisternden Kämpfe, sogar gegen eigentlich harmlose Kreaturen wie verstrahlte Geckos.

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Nichts für Warmduscher

Früher war das nun mal so: Diese Spiele machten aus Jungen Männer und in meinem Falle sogar mehr – ich war ein 14-jähriges Mädchen, bevor mir Fallout in die Hände fiel. Heute trage ich Bart, so hart war das Game.

Umso lohnender war dann allerdings, den eigenen Charakter wachsen zu sehen und mit den zahlreichen Begleitern, die man auf der langen Reise ins muntere Grüppchen aufnahm, immer aktiver ins fiktive Weltgeschehen einzugreifen, indem man etwa einen Sklavenhändlerring zerschlägt oder einen Dorfbrunnen voller Fäkalien zur übelriechenden Explosion bringt.

Fallout 2 war und ist auch heute ein Inbegriff für spielerische Handlungsfreiheit, trotz der ganzen technischen Makel, die die Zeit dem Spiel angehängt hat. Man taucht auch ohne schmucke Grafik oder einen ausgefeilten Pipboy in eine lebendige, authentische Welt ein, mit jedem Schritt etwas mehr und mit jeder absolvierten Mission offenbart sich ein weiteres Mosaiksteinchen dieser epischen Reise durch die postnukleare Welt.

Wer also mal genug von Hochglanzapokalypse hat oder seine von der Moderne verweichlichten Gamersinne wieder richtig herausfordern will, der greife zum legendären zweiten Teil von Fallout! Dazu empfehle ich Teesorten, welche eine beruhigende Wirkung auf die Nerven haben.

Erhältlich ist das Spiel noch in den verstaubten Regalen abgelegener Läden inmitten unzugänglicher Sumpflandschaften, zu denen man am besten mit einem Rucksack voller Proviant für etwa einen Monat hingeht, oder – wesentlich einfacher – als digitaler und für heutige Systeme optimierter Download bei Steam.

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Spiele können wie ein guter Rotwein sein. Und Fallout 2 ist ein Rotwein, und zwar nicht einer von denen, die man aus dem Tetrapak trinkt. Alt zwar, aber noch immer ein Genuss, den man sich einmal wieder zu Gemüte führen sollte.

Ivan wohnt direkt über einem Döner-Schnellimbiss. Das ist durchaus vorteilhaft, wenn man seine Zeit mit wichtigeren Dingen als Kochen - beispielsweise über Videospiele schreiben - verbringen will.

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